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Schlepzig, der Ursprungsort aller Petigks, befindet sich im Unterspreewald in der Nähe von Lübben und Cottbus; ca. 70 Kilometer südlich von Berlin. Das Schlepziger Wappen wurde zum 3. Brandenburger Dorffest im August 1999 vom brandenburgischen Innenministerium bestätigt. Es zeigt zwei sich kreuzende Eichen- und Buchenblätter, die beispielhaft für den Schlepziger Hain stehen, sowie auch den Zander als einer der begehrtesten Spreewaldfische. Nicht nur der Fisch sondern auch das halbmondförmige Netz hat kirchliche und gemeindliche Tradition. |
Das Dorf wurde 1004 erstmals in einer Schenkungsurkunde Heinrichs II. an das Kloster zu Nienburg erwähnt. Damals hieß es aber noch Zloupisti, die wendische Bezeichnung für Pfahl, da die ersten Behausungen auf Pfählen gebaut wurden. Die Kultur des sorbischen Volkes, das schon seit Jahrhunderten in der Lausitz lebt, wurde 1937 von den Nationalsozialisten verboten. 1954 wurde aus Anlaß der 950-Jahr-Feier der nebenstehende Gedenkstein an der Ecke Dorfstraße Bergstraße errichtet. Die Dorfbewohner sagten allerdings schon viel früher zu dem Dorf Schlepzig. |
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Um 1490 wurde in Schlepzig die erste Mühle gebaut, die sogenannte Mahl-, Ölschlag- oder Buschmühle. (Der Begriff Buschmühle wird auch heute noch verwendet, um den einen Teil des Dorfes zu bezeichnen, genauso wie der Begriff Sandberg.) Der Lein (Flachs) als Faser- und Ölpflanze hat eine lange Anbautradition. Das Leinöl, das mit Brötchen und Zucker genauso wie mit Quark und Pellkartoffeln genossen wird, hat im Spreewald einen ebenso hohen Stellenwert wie der Karpfen in Spreewaldsoße, Plinze oder die sauren Gurken nach streng gehüteten Familienrezepten. Leinöl diente früher, zum Teil auch noch heute als Heilmittel gegen vielerlei Krankheiten, beispielsweise bei Lungenkrankheiten, Magengeschwüren, Bronchitis, Syphilis, bei einem Kater, bei Verstopfung, für Diabethiker und bei schlechten Blutfettwerten wegen der darin enthaltenen ungesättigten Linolsäure. Der Leinkuchen wurde aus Sparsamkeit nicht weggeworfen, sondern den Kälbern als Futter in die Milch gegeben. Der getrocknete Lein wurde spreewaldtypisch über einen Riffelkamm "geriffelt", die gebündelten Stengel in kalkarmem Wasser 9-14 Tage "geweicht", um Holzteile und Bindemittel von der Faser zu lösen, anschließend auf der Wiese oder in der Scheune getrocknet und im noch warmen Ofen für ein paar Tage "geröstet". Der Röstflachs wurde in der Röstbreche "gebrochen" und danach die Fasern mit dem Schwingmesser "geschlagen", um die Holzteile vollständig von der Faser zu lösen. Das grobe Werg wurde durch das "Kämmen" über einen Hechel vom Flachs entfernt und dieser dadurch gespalten, so daß mit dem Weben (grober Flachs) oder dem Spinnen begonnen werden konnte. Charakteristisch waren damals in Schlepzig deshalb auch die Spinnstuben. Täglich, außer samstags und sonntags, wurde abends im Winter bei Kaminlicht gesponnen, gesungen und Sagen erzählt. Vor dem zweiten Weltkrieg ist man auch noch "zur Spinte gegangen"; hat dort aber mehr erzählt als gesponnen. |
Laut Festschrift zur 950-Jahr-Feier von Schlepzig gab es 1680 sechs Großbauern in Schlepzig, von denen einer ein Martin Petigk war (vielleicht ja der Ur-Petigk!). Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es noch große Unterschiede zwischen den Bauern, die sich durch den Besitz begründeten. Es gab Lehnbauern, Bauern (Hüfner), Halbbauern (Halbhüfner), Kossäten, Büdner und Hausgenossen. |
Kossät:
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1769 wurde ein Teil von Schlepzig durch ein großes Feuer vernichtet. Eine Bauersfrau trug glühende Scheite aus dem Backhaus über den Hof und ließ dabei etwas Glut auf den Boden fallen. Der Stall stand sofort in Flammen, und das Feuer ging dann auf die Mühle, 59 Häuser, die Kirche, die Pfarr- und Schulwohnung über. Die noch heute so vorzufindende evangelische Kirche wurde 1782 in Fachwerkbauweise und bäuerlichem Barockstil wieder neu erbaut. Ein blauer Wolkenhimmel ist ein Jahr später an die Holzdecke gemalt worden, um "den Menschen den Himmel ein Stück näher zu bringen". Bis etwa zum Krieg war es noch in Schlepzig üblich, daß jede Familie in der Kirche ihre eigene Bank besaß.
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Schlepzig gehörte bis 1815 noch zu Sachsen, wurde erst dann zu einem Dorf von Brandenburg. |
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Typisch für das Dorf sind auch bis jetzt noch die Heuschober, die auf den Spreewaldwiesen zwischen den Fließen zu finden sind. Früher wurde das Heu auf den zum Teil überfluteten Wiesen in Schobern getrocknet und dann später mit Kähnen zu Wasser oder übers Eis mit Schlitten bzw. Wagen zu den Höfen, die alle an der Spree lagen und jetzt auch noch liegen, transportiert. Man feiert deshalb im Juli immer noch das Schoberfest, um an die Mühen des Baus zu erinnern, denn heute ist dieser Bau eigentlich nicht mehr nötig, weil die Wiesen nicht mehr überschwemmt sind und die Flächen zum Biospärenreservat erklärt wurden. Damit noch nicht genug mit dem Feiern: An Fastnacht wird kräftig "gezampert" und im August findet als Höhepunkt des Jahres das Dorffest statt. Ansonsten ist Schlepzig mit seinen 4 Straßen aber auch nicht tot. Denn als Dorf mit Tourismus ist immer etwas los, ständige Veranstaltungen. An trüben Tagen kann man sich im Agrarhistorischen Museum beschäftigen, in dem auch Dinge von Petigks vorzufinden sind. |
Schlepzig ist auch landschaftlich sehr schön. Die vielen kleinen Spreefließe, die Wald und Wiesen durchziehen, eignen sich prima, um mit dem spreewaldtypischen Kahn die Landschaft zu genießen. Das Dorf, in dem der Namen Petigk am häufigsten vorzufinden ist, hat auch eine große Anzahl an Störchen zu bieten, die auf den Häusern der Bewohner nisten. |
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1998 ging Schlepzig als Sieger im Landeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" hervor und erreichte eine Silberplakette im Bundeswettbewerb. Das Dorf umfaßt heute etwa 630 Einwohner. 2004 findet die 1000-Jahr-Feier des Dorfes statt; vielleicht auch bei Interesse ein Treffen aller Petigks. |
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